Gemeinde Walim ? Geschichte
Die Gemeinde Walim liegt in den Mittleren Sudeten, am Fuße des Eulengebirges, im malerischen Tal des Flusses Walimka, südöstlich der Stadt Wałbrzych (auf dt.: Waldenburg). Sie nimmt eine Fläche von ugf. 79 km² ein. Das am höchsten gelegene Gebiet der Gemeinde befindet sich unter dem Gipfel der Wielka Sowa (auf dt.: Hohe Eule) – 1015 m ü.?d.?M. Das wichtigste fließende Gewässer der Gemeinde ist der Fluss Bystrzyca (auf dt.: Weistritz).
Die Anfänge von Walim (auf dt.:Wüstewaltersdorf) reichen bis ins 13 Jh. zurück, als Bolko I. auf einer felsigen Landzunge einen Turm und zwei Wohnflügel der Kynsburg (auf poln.: Zamek Grodno), erbaute. Die Burg entstand als ein Bindeglied des Schutzsystems an der südlichen Grenze des Herzogtums Schweidnitz-Jauer. Die Anfangszeit des Bestehens von Walim ist schwach dokumentiert. Das Gebiet wurde wahrscheinlich 1220 besiedelt. Ende des 13. Jh. übernahm der Ritter Albert Bayer das schlesische Lehen Waltersdorf und danach Graf von Haugwitz von Peterswaldau, Mathie Bayer. Vom 13. bis 14. Jh. war Walim, damals Waltersdorf genannt, ein Ort der Gewinnung von Gold und Silber. Im 14. Jh. entstand am Fuße des Bergs Choina als Hinterland der Kynsburg das Dorf Zagórze Śląskie (auf dt.: Kynau). In dieser Zeit entstanden auch alle umliegenden Dörfer, die eng mit der Kynsburg und Walim, einer Webersiedlung, verbunden waren.
Die Kynsburg bleibt bis 1392 in den Händen der Piasten und geht anschließend in böhmischen Besitz über und dann an das eng mit Polen verbundene Geschlecht der Herren von Logau. Sie bauten die gotische Burg im Renaissancestil um und verliehen ihr die Gestalt, in der sie, mit geringen Änderungen, bis heute überdauerte.
In den Jahren 1530-1548 wurde Walim der Besitz von Melchior von Seydlitz. Für die fast vollständig während der Hussitenkriege zerstörten Dörfer begann eine Zeit des Wiederaufbaus. Man besann sich der alten Stollen und entdeckte reiche Vorkommen von Silbererzen. Es wurde versucht die Silbergewinnung voranzutreiben, aber Walim wurde nie eine Bergwerksiedlung, weil sich die Schätzungen über die Silbervorkommen als sehr übertrieben erwiesen hatten. Anfänglich ließen sich in Walim außer Bergleuten auch Holzfäller, Köhler und Eigentümer von Wassersägemühlen nieder. Für die ihr Leben riskierenden Bergleute wurde 1548 ein Gotteshaus aus Holz, die evangelische St.-Barbara-Kirche (ab 1654 katholisch), erbaut. Der Dreißigjährige Krieg führte zur gänzlichen Zerstörung der Kirche. Dies war eine Zeit von Naturkatastrophen: Überschwemmungen, Dürren, Hagelschlägen und Heuschreckenplagen. Die Siedlung wurde mehrere Male von Seuchen, von denen die schrecklichste die Pest war, heimgesucht. Damals wurde der Name des Dorfes von Waltersdorf in Wüstewaltersdorf umgeändert und zu ihrem Eigentümer wurde das Geschlecht von Zedlitz. Ein häufiger Gast bei dieser Familie war der König von Preußen Friedrich II. Im 18. Jh. entstanden in Walim die ersten Manufakturen, die sich auf das Bleichen und danach Färben und Ausrüsten von Geweben spezialisierten. Bereits damals wurde ein erheblicher Teil der Erzeugnisse sogar in andere Kontinente exportiert. 1789 stürzen auf der Kynsburg in Zagórze Śląskie die Südwand des gotischen Innenhofs und der anliegende Wohnflügel ein. Das 19. Jh. dagegen die Zeit der größten Entfaltung des Dorfs Walim – dort fand eine sehr intensive Entwicklung der Weberei statt. Nach dem Willen von Friedrich II. wurde Walim ein Zentrum für wöchentliche Garn- und Leinenmärkte. Die Weber und die mit ihnen zusammenarbeitenden Kaufleute arbeiteten in allen umliegenden Dörfern. Anfang des 19. Jh. war Walim ein wohlhabendes Dorf und eine große, gut entwickelte Webersiedlung. Gleichzeitig wurde es zu einer beliebten Sommerfrische und ein bequemer Ausgangspunkt für Wanderungen auf die Hohe Eule. 1824 wurden Restaurierungsarbeiten auf der Kynsburg in Zagórze Śląskie aufgenommen. Diese Arbeiten sollten bereits damals das Objekt an die Anforderungen der Touristik anpassen. 1848 wurde in Walim die erste Weberei mit mechanischen Jacquardwebstühlen erbaut, welche den späteren Zakłady Przemysłu Lniarskiego (auf dt.: "Betriebe der Leinenindustrie") ihren Anfang gab. 1850 wurden an der Weberei ein Bleichapparat sowie ein Appreturbetrieb für Gewebe und 1864 eine neue, große Weberei in Betrieb genommen.
In den umliegenden Dörfern setze langsam der Niedergang der Hausweber ein und immer mehr Menschen kamen auf der Suche nach Arbeit in der Weberei nach Walim. Die Entwicklung der Industrie und danach der Touristik, bewirkte, dass die damaligen Eigentümer der Fabrik – Websky, Hartmann und Wiesen – 1908 ein Komitee für den Bau einer Eisenbahnlinie, die Jugowice (auf dt.: Hausdorf) mit Walim verbinden sollte, gründeten. Der erste Zug fuhr am 04.06.1914 ab. Die offizielle Eröffnung der Linie der elektrischen Bahn fand am 22.07.1914 statt. Die Bahn legte eine Strecke von 4,7 km zurück und der Höhenunterschied betrug 117 m. Dies war eine große touristische Attraktion. In den Sudeten gab es zwei Bahnen mit elektrischer Traktion. In den Jahren 1911-1914 wurde eine mächtige Talsperre, die die Wasser des Flusses Bystrzyca (auf dt.: Weistritz) staut und das Jezioro Bystrzyckie (auf dt.: Weistritz-Talsperre) bildet, errichtet. Sie ist 44 m hoch und 230 m lang. Das auf diese Weise entstandene Wasserbecken sammelt 8 Mio. m3 Wasser.
Während des II. Weltkriegs beschlossen die Nationalsozialisten in der Gegend von Walim ein System von unterirdischen Rüstungsfabriken zu bauen, um sich vor eventuellen Fliegerangriffen der Alliierten zu schützen. Ein Teil der unterirdischen Objekte wurde 1995 zur Besichtigung als Turystyczna Trasa Podziemnych Fabryk Walimia (auf dt.: "Touristische Route der unterirdischen Fabriken von Walim") mit einer Länge von 500 m zugänglich gemacht.
Eine separate Geschichte schrieben die Zakłady Przemysłu Lniarskiego, die noch Ende der 70er Jahre zu den größten der Branche gehörten. Ab Mitte der 80er Jahre hinterließ dort eine mit dem Verlust der Absatzmärkte im Osten, Rohstoffproblemen und dem Anstieg der Produktionskosten verbundene Krise tiefe Spuren. Dies führte dazu, dass der Betrieb 1992 in den Liquidationszustand versetzt wurde. Heutzutage betrachtet man den Tourismus und die mit ihm verbundenen Dienstleistungen als einzige Chance für Walim.
Autor: Katarzyna Matuła
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