dodano: 20.10.2014

Geschichte von Jedlina-Zdrój (auf dt.: Bad Charlottenbrunn)

Das Kurbad entstand an der Wende vom 17. zum 18. Jh., nach der Entdeckung von Mineralquellen am Fuße des Hügels Kobiel. In den tiefer gelegenen Teilen der heutigen Stadt, im Tal der Bystrzyca (auf dt.: Weistritz) und entlang der natürlichen Wege, die in Richtung Kłodzko (auf dt.: Glatz), Świdnica (auf dt.: Schweidnitz) und Wałbrzych (auf dt.: Waldenburg) füh­ren, wurden viel früher Gehöfte errichtet, in denen sich Holzfäller, Zimmerleute, Vieh- und Schweinezüchter, sowie Menschen, die in anderen Berei­chen der Landwirtschaft und des Handwerks tätig waren, niederließen.

Wahrscheinlich schon Mitte des 13. Jh. ist das Dorf Tannhausen, das heutige Jedlinka, welches sich im Tal der Bystrzyca inmitten von weitläufigen Wäldern erstreckt, entstanden. In schriftlichen Que­llen taucht eine Information über das Dorf zum ersten Mal an der Wen­de vom 13. zum 14. Jh. auf. Das Dorf war Bestandteil der Güter der Kynsburg (auf poln.: Zamek Grodno), aber nicht zur Gänze, da das aus ihm ausgegliederte Zollhaus der Böhmischen Krone gehörte. 1503 übergab der König von Böhmen Vladislav II. das Zollhaus dem Eigentümer der Kynsburg, Friedrich von Czettritz. In den nächsten Jahrzehnten und Jahrhunderten wechselten die Pächter von Zöllen, in der zweiten Hälfte des 16. Jh. waren dies die Grafen von Hochberg auf Fürstenstein (auf poln.: Książ).

Im 17. Jh. war Tannhausen ein großes Dorf, zu dem das Gebiet des heutigen Jedlina-Zdrój gehörte. Ab 1619 war der Eigen­tümer von Tannhausen Heinrich von Kuhl und ab 1648 das bereits oben erw­ähnte Geschlecht von Seherr-Thoß.

Tannhausen war bereits Ende des 15 Jh. eine bedeutende Siedlung von Handwerkern und Holzfällern. Ab 1535 wurde dort Kupfer gewonnen, aber in der ersten Hälfte des 17. Jh. sind die Vorkommen erschöpft worden und der unrentable Ab­bau der Erze wurde eingestellt. Anfang des 18. Jh. entwickelte sich das Dorf zu einem beträchtlichen Webereizentrum, aber auch zu einem Kurort. Ende des 17. Jh. erschloss der Besitzer der Grundstücke im oberen Teil von Tannhausen, Ka­sper Schäl, Mineralwasserquellen, die 1723 in die Hände des Barons Johann Christoph von Seherr-Thoß übergingen und seine Frau Charlotte erbaute hier ein Kurbad, das nach ihr Charlottenbrunn benannt wurde.

Im 18. Jh. fand eine dynamische Entwicklung von Tannhausen statt. 1748 wohnten dort 26 Hufner sowie 66 Gärtner­ und Häusler; außerdem waren 70 Web­werkstätten tätig. Vierzig Jahre später besaßen das Dorf und das Kurbad 2 Kirchen, 2 Pfarrhäuser, 2 Schulen sowie ein Gutshaus, 2 Vorwerke, 4 Wassermühl­en und es wohnten dort 26 Hufner, 23 Gärtner und 139 Häusler, unter denen 42 Weber waren. In dieser Zeit verlor Tannhausen allmählich seinen ursprü­nglichen ländlichen Charakter und wurde zu einem Handwerker- und sogar Industrieort. 1740 er­hielt Tannhausen das Recht zum Verkauf von Leinen und ab da wurden dort Märkte abgehalten. 1742 wurde in Tannhausen das Steinkohlebergwerk Joseph” und später in Glinica (auf dt.: Lehmwasser) das Bergwerk „Trost” in Betrieb gesetzt. Obwohl diese nicht sehr ergiebig waren, versorg­ten sie die Einwohner der umliegenden Ortschaften, darunter auch die Dörfer die Eigentum des Grafen Hoch­berg von Fürstenstein waren, mit Kohle. Der damalige Eigentümer von Tannhausen, Baron Johann Christoph von Seherr-Thoß, der sich im habsburgischen Heer 1739 den Rang des Feldmarschalls erdiente, kaufte die bis Nowa Ruda (auf dt.: Neurode) reichenden Landgüter, legte die ersten Steinkohlebergwerke an und galt als Vorreiter der Kohleindustrie in Niederschlesien. Sein Sohn Johann August Baron von Se­herr-Thoß legte die Bergwerke in Suliszów (auf dt.: Sophienau), einem späteren Stadt­teil von Jedlina-Zdrój, an.

1840 wurde H. A. C. Men­zel Eigentümer des Landguts. Ab Mitte des 19. Jh. verliert Tannhausen an Bedeutung und wi­rd zur Wirtschafts- sowie Dienstleistungsbasis des Kurbads in Jedlina-Zdrój und ist es bis heute.

Eine enorme Bedeutung für die Entwicklung von Tannhausen hatte das auf einer sanften Anhöhe, im zentralen T­eil des Dorfes gelegene Vor­werk und Schloss, welches der Sitz der nacheinander folgenden Eigentümer war.

Durch Tannhausen führten beliebte touristische Pfade in das Eulengebirge und Heidelgebirge. Die günstige Lage Tannhausens an der Kreuzung der Wege in drei Richtungen – Kłodzko, Świdnica und Wałbrzych – begünstigte die Entwicklung des belebten Dorfes, dessen Rolle und Be­deutung sich im 20. Jh., im Zuge der Entwicklung des Kurbades in Tannhausen und der Industrie in Głuszyca (auf dt.: Wüstegeiersdorf ) verringerten.

In der Zwischenkriegszeit war Tannhausen ein Teil von Głuszyca. Während des II. Weltkriegs wurde in Tannhausen, im Zusammenhang mit dem Bau des Komplexes „Riese” ein Arbeitslager, das ein Außenlager des Konzentrationslagers Groß-Rosen war, errichtet. Dort befand sich auch ein Krankenhaus für die von der mörderischen Arbeit beim Bau der unterirdischen Stollen erschöpften Gefangenen. Das Schloss war der ­Sit­z der Kommandantur.

Nach dem Krieg wurde Tannhausen, nun Jedlinka genannt, der Verwa­ltungseinheit Jedlina-Zdrój zugeordnet. Die ehemaligen landwirtschaftlichen Traditionen versuchte die nun im Schloss beherbergte landwirtschaftliche Produktions­genossenschaft aufrechtzuerhalten. Deren Tätigkeit brachte jedoch mehr Schaden als Nutzen und für den Zustand des Schlosses war sie verheerend. 1954 wurde Jedlinka Górna (auf dt.: Blumenau) in Wüstegeiersdorf, nun Głu­szyca, eingegliedert. Jedlinka Dolna (auf dt.: Nieder Blumenau) wurde ein selbstständiges Dorf mit dem Namen Olszyniec (auf dt.: Erlenbusch). Jedlinka Średnia (auf dt.: Mittel Blumenau) verlor seinen landwirtschaftlich-industriellen Charakter sowie seine Eigenständigkeit und wurde integraler Teil der Stadt Jedlina-Zdrój.

Autor: Katarzyna Matuła

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